Angeregt durch die lebhafte Diskussion bei unserem Filmabend zum Thema „Wiese“ am 6.2.2020 in Bersenbrück, möchten wir an dieser Stelle ein Forum schaffen, bei dem Interessierte Anregungen, Anleitungen und fachliches Know-How für die Anlage und Pflege von artenreichen Blumenwiesen bekommen können.

Gleichzeitig möchten wir eine Plattform anbieten, auf der ein Erfahrungsaustausch stattfinden kann und vielleicht sogar ein Netzwerk von Menschen entsteht, die sich in ihren jeweiligen Gemeinden zusammentun, um gemeinsam auf öffentlichen oder privaten Flächen Blumenwiesen anzulegen und langfristig zu unterhalten.
Diese ersten Initiativen können dann für viele Bürgerinnen und Bürger Vorbild sein und Anreize schaffen, so dass mehr und mehr farbenfrohe Blumenwiesen in unseren Orten Einzug halten und sowohl Nahrung und Lebensräume für Vögel und Insekten bringen als auch das Ortsbild für uns Menschen bereichern.
Also, los geht’s, liebe Wiesenfreunde!
Meldet euch, wenn ihr euch mit anderen zusammentun möchtet, schon Erfahrungen gesammelt habt, euch austauschen möchtet und, und, und . . .
Abhängig davon, wann wir uns wieder versammeln dürfen, planen wir einen Workshop zum Thema, der auch als Auftakt von Interessengruppen dienen könnte. Gern nehmen wir an dieser Stelle schon Fragen und inhaltliche Wünsche für den Workshop entgegen.
Als Anregung hier ein Artikel des NABU zum Thema:
Für den Privatgarten und den Siedlungsbereich:
Naturschönheit Wildblumenwiese
Auf einer Blumenwiese ist immer was los, hier tobt das wilde Leben: Hummeln brummen, Bienen summen und prächtige Schmetterlinge flattern elegant von Blüte zu Blüte. Doch die Blumenwiese ist nicht nur ein Ort des bunten Treibens und eine Augenweide, sie macht auch wesentlich weniger Arbeit als ein herkömmlicher Rasen.

Blumenwiese mit Margeriten und Rotklee – Foto: Helge May
So wird die Wiese wild:
Gute Nachrichten: Eine Wildblumenwiese anzulegen, ist keine große Sache. Nachdem der Platz für das neue Schmuckstück gewählt ist, sollte die Größe der Fläche gemessen werden. Denn von der Fläche hängt ab, wieviel Saatgut besorgt werden muss. Wichtig bei der Wahl der Samen ist, dass es sich um regionales Saatgut heimischer Pflanzen handelt. Unsere Insekten haben sich im Laufe der Jahre genau an die Blühzeitpunkte unserer regionalen heimischen Pflanzen angepasst. Eine Pflanze blüht innerhalb Deutschlands – je nach regionalen Gegebenheiten, zu unterschiedlichen Zeiten. Wer es unkompliziert mag, kann ökologisch produzierte Sämereien auch über den Online-Handel einfach und schnell beziehen.
Mehrjährige Pflanzen, auch Stauden genannt, können übrigens sehr gut mit einjährigen heimischen Wildpflanzen gemischt werden. Wenn man sich für eine vorgemischte Variante entscheidet, sollte diese nur heimische Pflanzen enthalten, denn sonst können Insekten und Vögel oft wenig damit anfangen.
Säen, pflanzen oder stecken?
Eine gesäte Blumenwiese entwickelt sich zwar meist unerwartet schön, aber etwas Geduld braucht es schon. Wer ungeduldig ist, kann Blumenzwiebeln stecken, bevor gesät wird. So ist auf der Fläche auch im Frühjahr schon ordentlich etwas los.
Bärlauch, Buschwindröschen, Gelbes Buschwindröschen, Hohler Lärchensporn und Winterlinge fühlen sich auf normalen nährstoffreichen Flächen im Halbschatten und Schatten sowie unter Gehölzen sehr wohl!
Für sonnigere Stellen im Garten, an denen es etwas trockener ist, kann man den allseits bekannten Schnittlauch, die Traubenhyazinthe sowie die Wiesenschlüsselblume einsetzen oder einsäen. Der hübsche Blaustern breitet sich sowohl in sonniger Lage als auch im Halbschatten sehr gut aus.
Bei den Saatgutherstellern finden sich meist auch ausführliche Beschreibungen und Anleitungen:
Saatgut für den Privatgarten und den Siedlungsbereich:
Rieger Hofmann:
https://www.rieger-hofmann.de/nc/rieger-hofmann-shop/mischungen/begruenungen-fuer-den-stadt-und-siedlungsbereich/uebesicht.html
Saaten Zeller:
https://www.saaten-zeller.de/nichtregionale-mischungen/blumenwiese
Syringa:
https://www.syringa-pflanzen.de/tipps-tricks/die-welt-der-pflanzen-und-kraeuter/wildbienen.html
Saatgut: für die freie Landschaft / Hoflagen
https://www.rieger-hofmann.de/rieger-hofmann-shop/mischungen/wiesen-und-saeume-fuer-die-freie-landschaft/01-blumenwiese.html

Magerrasen: Rieger Hofmann

Blumenwiese: Rieger Hofmann / Klaus Kutting

Blumenwiese: Rieger Hofmann / Claudia Roth
Weitere Links:
Saatgut im Landkreis Osnabrück:
- http://blumiger-lkos.de
- https://www.bund-niedersachsen.de/themen/tiere-pflanzen/wildbienen/wildbienenprojekte/
- https://www.bund-osnabrueck.de/themen-und-projekte/bienen-buendnis/
- https://www.bund-hamburg.de/themen/naturschutz/bienen/bluehflaechen-anlegen/
Bücher zum Thema:
- Die Insektenwiese – So summt & brummt es garantiert!
55 Expertentipps für Garten, Balkon & Grünstreifen, Ernst Rieger, 1. Auflage 2020 - Rasen und Wiesen im naturnahen Garten – Neuanlage, Pflege, Gestaltungsideen,
Ulrike auf der Heide, 2. Auflage 2016 - Nachhaltige Pflanzungen und Ansaaten – Kräuter, Stauden und Sträucher – Für Jahrzehnte erfolgreich gärtnern
Reinhard Witt, 4. Auflage 2015 (Kapitel Blumenwiesen, Blumenrasen sowie Wildblumensäume)
Schreibt uns, wenn euch dieses Thema interessiert und ihr evtl. in eurer Umgebung Blühstreifen oder Wiesen anlegen möchtet oder teilt uns eure Erfahrungen mit! Wir freuen uns auf einen regen Austausch!
Hallo zsammen,
mein Beitrag zur Wiederherstellung von meinem Acker in eine Blumenwiese ist folgender:
ich habe dem Naturschutzverband meinen Acker zur Verfügung gestellt und im April 2020 wurde mit einem regionalen Saatgut 02 vom Rieger&Hofmann eine Blühwiese angelegt.
Ich bin erstaunt,das nach 2 Monaten schon soviel wächst nach dem ergiebigen Regen
in unserer Region.
Ich freue mich sehr,der Natur ein Stück Lebensraum zurückzugeben zu können und dem Anblick dieser Blühwiese.
Hallo Jörg, vielen Dank für deinen erfreulichen Beitrag! Eine wunderbare Idee und Initiative für mehr naturnahe Lebensräume in der Kulturlandschaft! Wie wäre es, wenn du deine Freude an der Wiese mit uns und Anderen teilst und einige Fotos hier zeigst? So könnten vielleicht andere Naturfreunde noch mehr motiviert werden, deinem Beispiel zu folgen?!
Einen schönen, blütenreichen Sommer wünscht das Team der Biologischen Station!
Hallo Susanne,



danke für deinen lieben Kommentar,
nach ca. 4 Monaten und dem 1.Schröpfschnitt Ende Juli wächst die Blumenwiese doch schon ordentlich.
Es sind insgesamt ca.7000 qm die betreut werden müssen.
Ich habe das Ganze auch unterschätzt mit den Vorbereitungen des Bodens,
und dem anpflanzen mit dem richtigen Saatgut, hier ist doch einiges Wissen gefragt vom Landwirt und dem Naturschutz.
Hier ein paar Fotos:
Liebe Grüße
Jörg
Hallo liebes Biologische-Vielfalt-Team
Wir möchten auf unserem Grundstück etwas für Bienen und andere Insekten tun, sind aber etwas irritiert über die Vielzahl der Begriffe und Angebote.
Wann genau ist denn von einem Blühstreifen und wann von einer Blumenwiese die Rede?
Worauf sollten wir bei der Wahl der Saatgutmischung achten?
Herzliche Grüße,
Birgit H.
Liebe Birgit,
das ist eine Frage, die sicher viele beschäftigt. Ganz einfach kann man sich zwei Unterscheidungsmerkmale merken: Blühstreifen sind eher für die kurzfristige Freude auf (vorrübergehend) ungenutzten Flächen konzipiert und bestehen meist aus einjährigen Blühpflanzenarten. Blühwiesen sind dagegen langfristig angelegte Lebensräume, die aber etwas Geduld erfordern, bevor sie voll entwickelt sind. Die Blühflächen, Säume oder Blühstreifen finden meist im landwirtschaftlichen Bereich Anwendung, sie sind geeignet zur Anreicherung von Ackerrandbereichen zum Beispiel entlang von Maisfeldern und anderen Feldkulturen. Dort können Sie Nützlingen einen Lebensraum bieten und die angrenzenden Ackerflächen somit positiv unterstützen. Blühstreifen können aber auch auf kleineren Flächen im Garten angelegt werden oder auf vorrübergehend zu begrünenden Flächen im kommunalen Bereich. Meistens handelt es sich um einjährige Pflanzenarten, es sind aber auch zwei- oder mehrjährige Mischungen im Handel. Alle Blühstreifen-Mischungen enthalten keinen Grasanteil und müssen jedes Jahr (bei einjährigen Arten) bzw. alle paar Jahre neu ausgesät werden, sollen sie ihre farbenfrohe Vielfalt behalten. Sie eignen sich also sehr gut, wenn Du vorrübergehend etwas begrünen möchtest oder auch sehr schnell eine bunte Pracht erleben möchtest.
Wer solche Blühstreifen anlegen möchte, sollte beachten, dass im Außenbereich dafür kein Grünland (Wiesen) umgebrochen werden sollte, da Grünland ökologisch schon sehr wertvoll ist.
Blühmischungen von den großen landwirtschaftlichen Saatgutherstellern beinhalten häufig nur wenige verschiedene Kulturpflanzenarten, sie blühen zwar lange Zeit, fördern aber vor allem die Honigbiene und bieten insgesamt nur wenigen Insektenarten Nahrung. Für den Garten empfehlen sich deshalb eher artenreiche ein- und mehrjährige Mischungen mit Wildpflanzen.
Artenreiche Wiesen sind im Gegensatz zu Blühstreifen mehrjährig und müssen gemäht werden, sollen sie ihren Artenreichtum entfalten und auf Dauer erhalten. Die Wiesenmischungen enthalten meist einen Gräseranteil von 50- 80% und einen Anteil an Wildblumen von 20- 50 Prozent. Eine solche Wildblumenwiese sollte zwei- bis dreimal im Jahr gemäht werden. Sie darf aber nicht gedüngt werden, weil die meisten wertvollen Wildblumen einen nährstoffarmen Standort bevorzugen. Dazu sollte das Schnittgut von der Fläche entfernt werden, dadurch wird die Wiese abgemagert. Es kann als Heu Verwertung finden oder als Mulchmaterial für die Gemüsebeete im Garten. Zu häufiges Mähen fördert oft nur die Gräser, die sich auch über ihre Wurzeln vermehren können, Wildblumen breiten sich meist durch Samen aus, die erst reifen müssen.
Bei der Anlage von artenreichen Wiesen ist ein gewisses Durchhaltevermögen notwendig, denn bis sich ein Erfolg in Form von Arten- und Blütenvielfalt einstellt, gehen oft mehrere Jahre ins Land. Dieses wird dann aber reichlich entschädigt. Wildblumenreiche Wiesenansaaten bieten bei richtiger Pflege dauerhaft Nahrung und Lebensraum für unzählige Insekten-, Vogel-, und Säugetierarten. Und die Wildblumen sind sehr gut an klimatische Bedingungen angepasst, so gibt es auch viele Trockenheitsverträgliche Arten (Mager- und Sandrasenarten). Das Saatgut sollte auch für die Ansaat im Hausgarten aus möglichst regionaler Herkunft stammen. Es gibt in Deutschland eine Unterteilung in Herkunftsräume – hier befinden wir uns im Nordwestdeutschen Tiefland. Die Pflanzen haben sich über Jahrhunderte an die Bedingungen vor Ort angepasst (wie Temperatur, Niederschlag) und mit ihnen haben sich auch ganz spezielle Beziehungen zu den Insekten, wie Wildbienen, ausgebildet. Zum Beispiel blühen Pflanzen einer Art innerhalb Deutschlands zu (leicht) unterschiedlichen Zeiten und könnten dann blühen, wenn die bestäubenden Insekten noch gar nicht vorkommen.
Es werden Mischungen für nährstoffreiche und nährstoffarme Böden, für sonnige oder schattige Bereiche sowie für Flächen, die stark beansprucht werden und viele Varianten mehr angeboten. Artenreichtum ist hier eines der wichtigsten Kriterien – viele Mischungen für Wildblumenwiesen enthalten mehr als 40 Arten. Mischungen unbekannter Herkunft aus dem Supermarkt sind nicht empfehlenswert. Im Garten kann man Blumenwiesen anlegen, indem man z.B. vorhandene Rasenflächen „umbaut“, das heißt, auf kleinen Inseln oder auch größeren Flächen die Grasnarbe abträgt, den Boden auflockert und danach mit der artenreichen Mischung einsät.
Blühfläche IGS Bramsche.
Auf der Streuobstwiese am Bührener Esch haben wir eine 10 x 10 Meter Blühfläche angelegt. Die eingesäte Blühmischung ist nicht so aufgelaufen, wie erwartet – sie war voller Königskerzen. Jetzt haben wir alles wieder umgebrochen und wollen noch einmal neu beginnen.
Wir stelllen uns vor, die Flächen mit Stauden zu versehen und möchten hiermit um einen Beratungstermin bitten.
G. W.
Heimat-und Verkehrsverein Bramsche
Guten Tag Herr W.,
Ich habe mir die Fläche angeschaut. Es ist einiges an Arten da und die Fläche wird sich weiter entwickeln wenn Sie etwas Geduld haben. Die Königskerzen sind nicht umsonst als Pioniere bekannt, sie kommen zuerst, gehen dann aber zurück, wenn andere Arten, die länger für ihre Entwicklung brauchen, nachkommen und sich breit machen. Ich würde deshalb davon abraten jetzt Stauden zu pflanzen. In der momentanen Situation wird es sowieso schwierig, welche zu bekommen, sie müssten zudem während der Anwachsperiode im Frühjahr und Sommer regelmäßig gewässert werden und würden das, was an Saatgut noch im Boden ist, verdrängen. Die natürliche Entwicklung braucht ein bisschen Zeit und Geduld. Diese wird dann aber reich belohnt. Das zeigen die Erfahrungen mit Blühmischungen allerorts.
Wenn Sie die noch kahlen Stellen aber gar nicht akzeptieren können, würde ich zu einer gezielten Nachsaat raten und einige Arten, die für den Standort passen und das Blütenangebot zeitlich und auch in Farbe und Form ergänzen, nachsäen.
Schauen Sie doch einmal in unserem entsprechenden Flyer für den Standort (Beet 11) (siehe pdfs zum Herunterladen). Die aufgeführten Arten würden alle gut zum Standort passen und sind für Bienen und Schmetterlinge gleichermaßen interessant. In Anbetracht der bereits aufkommenden Arten würde ich ergänzend z.B. die Polsterglockenblume, den Natternkopf, die wilde Malve oder auch die Moschusmalve, die gelbe Resede und die Taubenscabiose empfehlen. Zusätzliche Arten aus Beet 3, die auch an dem Standort zurecht kämen, wären Wiesenflockenblume und Wiesensalbei.
Sobald wir unsere Tore wieder für Besucher öffnen dürfen, sind Sie herzlich eingeladen die Pflanzen anzuschauen- vielleicht können wir auch mit selbst gesammeltem Saatgut helfen.
Bis dahin bleiben Sie gesund und guter Dinge!
Susanne Schulze, Biologische Station Haseniederung e.V.