Nisthilfen für Insekten

Die meisten unserer Obst- und Gemüsesorten sind auf die Bestäubung durch Wildbienen und andere Insekten angewiesen. Es ist gut und wichtig, wenn wir in unseren Gärten heimische Pflanzen wachsen lassen, die Nahrungsquelle sind für die fleißigen Bestäuber. Wo aber fliegen sie hin, wenn die Arbeit getan ist? Diese nicht Staaten bildenden Insekten benötigen Plätze, an denen sie sich fortpflanzen können. Durch Insektennisthilfen im Garten können wir diese Räume zur Verfügung stellen und Wildbienen und Co. ein Zuhause bieten. Hier kann man sie noch besser und in Ruhe beobachten als bei der Nahrungsaufnahme: Das Befestigen von Nistplätzen nimmt Zeit in Anspruch; wie unermüdlich Insekten an ihrem Heim herumwerkeln, ist faszinierend anzuschauen. Vor Stichen muss man sich nicht fürchten – die Tierchen sind harmlos und reagieren nur auf Eindringlinge oder Störenfriede aggressiv.

Bauanleitung für eine Nisthilfe
aus einem Stück Hartholz mit Bohrungen

Hier zeigen wir, wie Sie eine Nisthilfe bauen können. Ein „Wildbienenhotel“ lässt sich mit ein wenig handwerklichem Geschick oder fleißiger Unterstützung durch viele Hände gut selber bauen.

Für den Bau benötigen wir:

Für das Dach: Holzbretter, die etwas breiter sind als der Hartholzblock, ca. 20 x 15 cm
Für die Nisthilfe: Ein Stück unbehandeltes, trocken abgelagertes Hartholz von Laubbäumen (Buche, Eiche, Esche, Obstgehölze, Robinie) ca. 15 x 15 x 30 cm oder 10 x 15 x 30 cm. Weichholz ist nicht gut, da Harz in den Bohrungen austreten kann (und somit die Wildbienen verkleben kann). Auch stellen sich die Fasern im Inneren bereits bei geringer Luftfeuchtigkeit (z.B. bei Regen) auf und können zu Verletzungen der Bienen führen.
Die Form des Holzes ist nicht entscheidend. Alle Formen sind möglich, egal ob Kantholz oder Stammstück.

So geht’s:

1. Bohrungen anfertigen:

  • Bohre mit scharfen Holzbohrern nur ins Längsholz oder Rindenholz (Nicht ins Stirnholz sondern quer zur Faser bohren. Sonst entstehen Risse, die viele Bohrungen unbewohnbar machen.)
  • Verwende unterschiedliche Durchmesser: von winzig bis riesig ist bei den verschiedenen Wildbienenarten alles vertreten, deshalb brauchen wir auch unterschiedliche Größen der Niströhren. Bohrungen von 2 bis 9 mm haben sich bewährt, Niströhren mit 8 bis 9 mm werden oft durch die häufig vorkommenden Mauerbienen besiedelt. Seltenere, kleinere Arten nisten gern in den kleinen Röhren. Deshalb am besten viele verschiedene Größen bohren, damit für viele Arten etwas zu finden ist.
  • Bohre die Löcher so tief wie möglich ohne durchzubohren: Minestens die handelsübliche Bohrerlänge, wenn vorhanden lange Bohrer verwenden. Aber hier gilt, wenn Ihr keine langen Bohrer habt: Besser eine kurze Röhre als keine!
  • Die Wildbiene besiedelt die Niströhre, indem sie mehrere sogenannte Brutkammern hintereinander anlegt. Die abschließende Verdeckelung einer Niströhre beansprucht große Mengen Mörtel (Bodenmaterial gemischt mit Wasser, Speichel oder Nektar.) Ist die Niströhre sehr kurz, werden viele Bohrlöcher besiedelt und es müssen viele aufwendige Verdeckelungen hergestellt werden, deshalb wenn möglich, tiefe Bohrlöcher bohren.
  • Bohrungen nachbearbeiten:
    An den Eingängen bitte noch die Späne vom Bohren entfernen. Diese vorsichtig abschleifen (mit Schleifpapier Körnung 100 oder einer Feile) und das Bohr- und Schleifmehl ausklopfen aus den Bohrlöchern.

3. Eventuell noch Schutzgitter anbringen:
Wildbienenmaden sind ein Leckerbissen für Spechte und andere Vögel. Hier hilft es ein Stück Maschendraht (Maschengröße >15 mm) mit ausreichend Abstand (> 5 cm) vorn an der Nisthilfe anzubringen.

  • 4. Nun brauchen wir einen richtig guten Platz für die neue Nisthilfe: bitte sicher und sonnig
  • Bitte fest aufhängen, wackelnde Nisthilfen mögen die Wildbienen nicht
  • Dauerhaft wind- und regengeschützter Standort, der speziell vor Schlagregen gut geschützt ist (Abstand zum Boden als Spritzschutz mind. > 50 cm). Wenn es zu feucht ist, kann die Brut verschimmeln oder verpilzen.
  • Möglichst sonniger Platz, am besten in Süd/ Süd-Ost Ausrichtung
  • Nisthilfen bleiben grundsätzlich das ganze Jahr über draußen
  • In einer strukturreichen und blühenden Umgebung: Wildbienen fliegen ca. 50-250 m zwischen ihrem Nistplatz und den Blüten, blühenden Sträuchern oder Bäumen. Wichtig dabei ist: Möglichst viele einheimische pollen- und nektarliefernde Blüten. Schauen Sie dazu gerne unsere Pflanztipps an: https://biologische-vielfalt-os.de/biologische-station/trachtengarten/
  • Baumaterialien, wie Lehm oder Erde sollten für die Bienen in der Nähe sein

Klar ist: Jede Niströhre, die durch eine Wildbiene besiedelt wird, ist besser als keine – auch wenn Sie (noch) keinen strukturreichen Garten haben, macht eine selbstgebaute Nisthilfe aus Holz im Garten, auf dem Balkon oder an der Hauswand, Sinn. Eine Wildbienen-Nisthilfe kann der Beginn einer naturnahen Gartengestaltung sein!

Viel Freude beim Basteln und viele schöne Beobachtungen unserer faszinierenden Bestäuber! Von einzeln lebenden Wildbienen und Wespen geht übrigens keine Stechgefahr aus!

Einfach selbst gemacht

Natürlich sind Insektennisthilfen in vielfältiger Form käuflich zu erwerben, aber mit ein wenig Geschick und der richtigen Anleitung (wie die oben beschriebene) ist auch leicht selbst ein Bienenhotel errichtet. Gut geeignet für Brutkammern sind auch Hohlräume in Holz oder Stängeln, zwischen Steinen oder in der Erde. Abzuraten ist dagegen von Nisthilfen aus Glas – diese verpilzen schnell und werden für die Brut zur Todesfalle.

Eine andere Möglichkeit, solitär lebenden Insekten Rückzugsmöglichkeiten und Nisthilfen zu bieten, sind markhaltige Stängel von Pflanzen: Brombeerranken oder Königskerzenstängel, Holunderzweige und Heckenrosen. Sie sollten diese Stängel bündelweise (zehn bis 15 Stück) und schräg – nicht waagerecht – an Zäunen oder Wänden befestigen. Wildbienen nagen selbst das Mark aus und nutzen die entstehenden Röhren gern zum Brüten.

Auch Bambusstöcke können gut genutzt werden. Eine solche Nisthilfe hält bis zu drei Jahre.

Um die neuen Garten-Mitbewohner vor Fressfeinden zu schützen, haben sich Drahtgeflechte und Netze vor den Nisthilfen bewährt, die von den Insekten problemlos durchflogen werden können, für Vögel jedoch ein unüberwindbares Hindernis darstellen.

 

Mehr Infos über unsere neuen Nachbarn finden Sie hier:

Wissenswertes über Wildbienen