Biologische Station Haseniederung
Alfseestraße 291
49594 Alfhausen
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Zusammenarbeit mit Schulen
Mit allen Sinnen lernen
Gemeinsam mit Schulen legen wir Mustergärten an und beobachten fasziniert, wie Insekten diese annehmen.
Mit Hilfe von Webcams möchten wir die Gärten auch ins Klassenzimmer holen – und können täglich beobachten, wie die Pflanzen wachsen!
Es ist uns ein Anliegen, junge Menschen zu sensibilisieren für Vielfalt und Unterschiedlichkeit nicht nur in den Landschaften, die uns umgeben, sondern auch in den Landschaftsräumen, die wir selbst mitgestalten können. Ein hervorragender Ort dafür ist der Schulgarten, der zudem noch andere Nebeneffekte erzielt:
Schule wird normalerweise beherrscht von kognitivem Lernen. Es gibt nur wenig Möglichkeit, diese Art der Informationsaufnahme zu durchbrechen. Die Schulgarten-Arbeit ist ein Lehr- und Lernort für Schüler, der eine fast einzigartige Alternative bietet. Hier können jungen Menschen durch praktische Tätigkeit lernen, mit allen Sinnen probieren, begreifen und erfahren. Wir wollen gemeinsam Musterbeete anlegen, die einer Vielzahl insektenfreundlicher und heimischer Pflanzenarten Heimat sein können.
Als Ergänzung zum Fachunterricht schult die Mitarbeit im Schulgarten viele Fähigkeiten, wie zum Beispiel das genaue Beobachten, Vergleichen und Protokollieren – direkt am und mit dem Objekt Blume, Blüte oder Wurzel sowie die tatsächliche Bestäubung einer Pflanze durch eine Biene.
Zudem schafft der Schulgarten Möglichkeiten, in besonderer Form soziale Kompetenzen zu erwerben: Im Garten kann und darf man selbständig zupacken; es ist aber ebenso nötig und möglich, in einem Team zusammenzuarbeiten. Diverse Dienste müssen verlässlich übernommen werden, wie zum Beispiel das tägliche Gießen und gelegentliche Vereinzeln von Pflanzen sowie das Unkrautjäten. Wachstumszyklen lehren die Schüler Geduld: Vom Setzen der ersten Saatkartoffeln bis zu deren Ernte und Verzehr vergehen leicht einige Monate. Zudem kann sich hier – konkurrenzfrei – die gesamte Klasse über die Endergebnisse freuen und gemeinsam den Salat futtern, um den alle gemeinsam gegen die Nahrungskonkurrenz aus Schnecken und Läusen gekämpft haben.
Wir wollen Kindern und Jugendlichen außerdem die Augen öffnen für die Möglichkeiten, die schon ein relativ kleines Garten-Biotop im Hinblick auf die Artenvielfalt bietet. Das, was wir um uns herum wahrnehmen, erleben wir als normal. Dabei ist es uns oft nicht bewusst, dass wir uns meist in gestalteten Kulturräumen bewegen. Naturnahe Biotope erscheinen in dem Zusammenhang oft unaufgeräumt und chaotisch. Schon die Unterteilung in Nutzpflanzen und Unkräuter, unkrautfrei gehaltene Monokulturen wie Getreide- oder Kartoffeläcker und Rasenflächen, die parkähnlich gepflegt sind, prägen unseren Blick darauf, wie „Natur“ auszusehen hat.
Es braucht nicht viel Platz, um Organismen ein Zuhause zu geben, die sonst immer weiter zurückgedrängt werden und zudem äußerst wichtig sind für den Artenreichtum in unserem Land – optisch und geschmacklich: Wer weiß denn schon, dass die meisten unserer heimischen Obstsorten auf die Bestäubungsleistung diverser Wildbienenarten angewiesen sind? Schmetterlinge sind schön anzusehen – und stark gefährdet: Die eher standorttreuen Falter-Arten verschwinden mit dem Wegfall ihrer oft sehr speziellen Lebensbedingungen. Mit ihnen verschwindet jedoch auch ihre oft sehr individuelle Bestäubungsleistung sowie die Nahrungsgrundlage für andere ansehnliche und nützliche Tiere.
Schädlingsbekämpfung funktioniert im Gemüsegarten nämlich auch ohne Giftspritze – aber eben nur solange dieser noch eine gewisse Mindest-Artenvielfalt aufweist: Eidechsen und Igel zum Beispiel wohnen gern in Reisig-, Stein- oder Laubhaufen. Sie sind nicht nur ein niedlicher Hingucker, sondern fressen mit Vorliebe pflanzenschädigende Würmer oder Schnecken. Auch Ohrwürmer sollten wir nicht fürchten und aus unseren Gärten verbannen, sondern ihnen ihre Nahrung aus Raupen gönnen, die wir sonst selbst vertreiben müssten. Marienkäfer fressen Blattläuse, Schlupfwespen lieben Maiszünsler; aber beide Nützlinge brauchen Nahrungs- und Nistplätze. Und genau diese verschwinden in „aufgeräumten“ Kulturlandschaften.
Schon ein kleiner Raum aber reicht den kleinen Räubern – hier kann der Schulgarten einen Unterschied machen. Und das, was Schüler hier lernen, nehmen sie mit nach Hause. Denn wie im Schulgarten funktioniert Artenvielfalt auch im Blumenbeet zu Hause, auf einem naturnah gestalteten Balkon oder in einer „wilden“ Ecke im Garten, in der Brennnesseln bleiben dürfen und die Blumenwiese nur zweimal im Jahr gemäht wird.