Aktuelle Presse­berichte

Bramscher Nach­richten / Bersen­brücker Kreis­blatt

Bramscher Nachrichten, 7. Juli 2021

Umweltbildung in der Bankfiliale

Ausstellung der „Biologischen Station“ in der Kreissparkasse Bersenbrück

In der Kreissparkasse Bersenbrück an der Lindenstraße informiert die Biologische Station Haseniederung in einer kleinen Ausstellung über ihr Bildungsangebot. Anschließend soll die Ausstellung durch den Landkreis ziehen. Als das Naturschutz- und Bildungszentrum Alfsee mit seiner großen Ausstellung im Oktober 2020 durch einen Brand vollständig zerstört wurde, haben sich die Verantwortlichen zum Ziel gesetzt, mit ihren Themen zu den Menschen im Landkreis zu gehen. Die neue Ausstellung, die nun in der Kreissparkasse Bersenbrück zu sehen ist, zeigt das breite Angebot der Bio-Station. Ein Landwirt aus Alfhausen spricht vom „Schutz des Kiebitzes auf seinen Feldern“, Kinder schwärmen von „Indianer-Geburtstagen oder Keschen am Bach“. Unterteilt in verschiedene Themenbereiche, gibt es Informationen zu den Angeboten für unterschiedliche Zielgruppen – beispielsweise Fledermaus-Exkursionen, Indianer-Geburtstage, Vorträge oder offene Sonntage im naturnahen Stationsgarten mit Beratung und Klönen.

Die kleine Ausstellung bleibt voraussichtlich bis Ende Juli in der Kreissparkasse. Dann zieht sie durch den Landkreis, weitere Ausstellungsorte werden gesucht. Beim Start in der Kreissparkasse Bersenbrück hob Samtgemeindebürgermeister Michael Wernke die gute Zusammenarbeit mit der Bio-Station hervor. „Wir stimmen uns auch in den Bereichen Klimaanpassung und Planung von naturnahen Neubaugebieten eng ab“, sagte Wernke.

Bernd Heinemann, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Bersenbrück, nannte die Ausstellung „eine tolle Bereicherung“.
Auch er freute sich und sagte zu, den Umweltbildungsstandort auch zukünftig zu unterstützen. Für die sieben Roll-ups gab es eine Förderung der Gemeinnützigen Stiftung Kreissparkasse Bersenbrück in Höhe von 1500 Euro.

Franz Buitmann

Bramscher Nachrichten, Juni 2021

Ein Konzert für die Natur

Sommerkulturprogramm in der Biologischen Station startet mit Erdfest

Alfhausen. Im vergangenen Jahr wurden die Kulturveranstaltungen im sommerlichen Garten der Biologischen Station Haseniederung aus der Taufe gehoben und gut angenommen. Ein Erdfest setzte nun diese lauschige Veranstaltungsreihe fort.
Unter diesem Erdfest ist ein sich seit 2018 in Deutschland und einigen europäischen Nachbarländern ausbreitender Impuls zu verstehen, der die Achtsamkeit auf die Natur und den gesamten Erdball in das Bewusstsein heben will. „Dem Lebendigen Lebendigkeit zurückschenken, für eine gelebte Gegenseitigkeit zwischen Menschen und allen Wesen“, stellt der Flyer für diese Erdfeste deren Anliegen klar.
„Dass wir nicht ohne die Natur leben können und uns Gedanken darüber machen sollten, die Verbindung mit unserer Umwelt immer wieder neu zu erfahren und zu erleben“, konkretisierte Ronald Siegmund-Stuckenberg für die Biologische Station den Grundgedanken dieser Initiative.

Sehnsucht nach der See

Mit französischen Chansons, Instrumentaldialogen zwischen Akkordeon und Gitarre sowie Texten mit Bezug zur Natur, zum Weltall und zum Leben an sich wurde das Erdfest am Alfsee gefeiert. Ulrike Teepe (Gesang), Felix Wirsing (Klavier, Akkordeon) und David Dücker (Gitarre) aus Osnabrück hatten für den Abend zum Thema passende Titel und Texte ausgesucht.

Das Trio präsentierte ein von Nachdenklichkeit und Tiefgang, aber auch von gelegentlicher Heiterkeit durch Palmström-Gedichte inspiriertes Programm. Zu den dezenten Klängen von Gitarre und E-Piano sang Ulrike Teepe unter anderem über das Meer und brachte dabei ihre ganz private Sehnsucht nach der See zum Ausdruck.
Das Leben ohne Geld oder Ruhm war gemäß einem weiteren Liedtext zwar vorstellbar, ohne Zärtlichkeit und Liebe hingegen niemals. Einen besinnlich-melancholischen Charakter nahm das Konzert in seinen instrumentalen Zwischenspielen an, wenn Gitarre und Akkordeon in Form von Improvisationen im Duett erklangen.

Entspannte Stimmung

Auch wenn es einmal bei einem Titeltempo etwas zügiger zuging, verließen Ulrike Teepe, David Dücker und Felix Wirsing kaum das überwiegend ruhige Timbre ihrer Worte und Töne. Auch zwischendrin eingefügte beschwingte Kadenzen bei den Instrumentalstücken sowie die unaufdringliche Poesie der Gedichte trugen zum Konzertgelingen bei.
Der besondere Charme der Abendveranstaltung in der Biologischen Station spiegelte sich in der entspannten Stimmung zwischen schattenspendenden Bäumen und den Wildstaudenbeeten mit imposantem Fingerhut, üppigen Malven oder leuchtendem Klatschmohn wider. Das Publikum war eingeladen, eigene Verpflegung mitzubringen. Anstelle eines Eintritts wurde um eine freiwillige Hutspende für die Künstler gebeten, was dem Kunstgenuss zusätzlich eine sympathische Freiheit von kommerziellen Zwängen verlieh.

Bramscher Nachrichten, Mai 2021

Biologische Vielfalt im Gewerbegebiet?

Wie das gehen kann, zeigt die Diskussion im Grünen in Alfhausen

Margarete Hartbecke

Alfhausen Wie stark biologische Vielfalt und Ökologie in Gewerbegebieten miteinander vereinbart werden können, entscheiden wesentlich die Gemeinden mit. Wie es gelingen kann, erklärte die Umweltbeauftragte der Stadt Wallenhorst in Alfhausen vor.
Unter dem Motto „Grün statt Grau – Gewerbegebiete im Wandel“ wurde das bei den vierten grünen Gesprächen in Alfhausen, die von den Gemeinden Alfhausen und Rieste sowie der Biologische Station Haseniederung organisiert werden, diskutiert. Die Umweltbeauftragte der Stadt Wallenhorst, Isabella Draber, erläuterte das Projekt Grün statt Grau. Es handelt sich dabei um ein Netzwerk, bei dem sich Kommunen und Wissenschaftler regelmäßig austauschen und ihre Kenntnisse und Erfahrungen kundtun. Ziel sei, klimatische, ökologische und energetische Aspekte in Gewerbegebieten vermehrt zu berücksichtigen.
Wallenhorst ist seit 2020 Transferkommune mit zwei Gewerbegebieten von insgesamt 87 Hektar als Projektbereich. Dabei handele es sich um ein älteres sowie um das neue Gebiet Gewerbepark Schwarzer See. Wallenhorst setze derzeit mehr auf Beratung und Information und weniger auf Vorschriften, erläuterte Isabella Draber.

Blumenwiese am Kreisel

Die Gemeinde gehe auf eigenen Flächen mit gutem Beispiel voran. Die aus regionalem Saatgut entstandene Blumenwiese am Kreisel in der Nähe des großen Möbelhauses sei ein Projekt, das sehr gut angekommen sei. „Die Gemeinde will ein Vorbild sein. Wir müssen die Notwendigkeit in die Köpfe der Gewerbetreibenden kriegen. Dafür braucht es Beratungsarbeit“, so Draber. Gerade beim Gebiet Schwarzer See könne noch viel gestaltet werden, insbesondere die Verbindung von naturnahen Flächen zu einem zusammenhängenden Bereich.

Nur auf Einsicht wollten sich nicht alle Zuhörer verlassen. Einige forderten klare Vorgaben in Bebauungsplänen. Das sei bei dem neuen Gewerbegebiet „Ankumer Straße“ in Alfhausen der Fall, erläuterte Bürgermeisterin Agnes Droste. Dort sei unter anderem festgelegt, die Stellplätze und Zufahrten wasserdurchlässig zu gestalten, Dächer in Richtung Süden auszurichten, um Solarenergie nutzen zu können und Beleuchtung fledermaus- und insektengerecht auszustatten. Die Gefahr, Flächen mit diesen Auflagen nicht verkaufen zu können, sieht Droste nicht. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen sei so groß, dass Gemeinden sich aussuchen können, ob die Bewerber in das ökologische Konzept passen.
Das bekräftigte auch Michael Wernke, Samtgemeindebürgermeister Bersenbrück, für den Niedersachsenpark. Bei der Auswahl der Flächeninteressenten sollten Gemeinden fordern, statt sich zu verbiegen. Sei der Wasserverbrauch eines Unternehmens sehr hoch, müsse nicht die Gemeinde dafür sorgen, wie sie mit dem Abwasser klarkomme. Stattdessen solle das Unternehmen sich um technische Lösungen für Doppelt- und Dreifachnutzung und Kühlung von Gebrauchtwasser kümmern. Die Ansiedlung von Firmen dürfe außerdem die umliegenden Orte in Bezug auf Wohnungen, Kinder- und Schulplätze nicht überfordern.

Ökologie möglich

Die Initiative „Grün statt Grau“ als Netzwerk untermauerte ihren Sinn bei den anschließenden Gesprächen im Garten der Biologischen Station. Informationsaustausch sei immer gut. Es zeigte sich, dass nicht alle Anwesenden von der Notwendigkeit der Autobahnzufahrt in Rieste überzeugt sind, einige bemängelten den hohen Flächenverbrauch für Gewerbegebiete, zweifelten am Nutzen der Ausgleichsflächen und forderten hier mehr Kontrollen. Nutzen und Grenzen von Gründächern und begrünten Wänden wurden diskutiert sowie Fehler in Bebauungsplänen zugegeben, die Zuschüsse für Solaranlagen verhinderten. Ökologische Aspekte in Gewerbegebieten umzusetzen ist ein Prozess, der sich entwickeln muss und durch Beratung und Überzeugung machbar ist.

Bramscher Nachrichten, April 2021

Es summt und brummt in Bramsche

Insektenvielfalt auch für Menschen wichtig / Wie Wildbienen und Co geschützt werden können.

Ilona Ebenthal.
Auch in Bramsche ist die Welt der Insekten bunt und spannend. Was der Mensch für Wildbienen und Co. Gutes tun kann, zeigt Ramona Herfurth von der Biologischen Station Haseniederung.
Mit der Landschaftsentwicklerin machen wir einen Rundgang über das Areal rund um das Backhaus an der Alfseestraße. Wer Insekten intensiv beobachten möchte, benötigt Geduld und Ruhe. Die Hummelkönigin, die sich gerade an den Gundermannblüten bedient, fliegt jedenfalls davon, sobald sie eine Bewegung in der Nähe wahrnimmt.
Nicht nur der Garten, auch das alte Backhaus an der Station sitzt voller Leben. Vögel nisten in jeder kleinen Nische, die sie zwischen Fachwerkholz und Lehmputz finden können. Kleine runde Stellen im Holz zeigen die verschlossenen Brutröhren von Wildbienen. Ein grün-blau und rot schillerndes Insekt hat sich hier zum Sonnen niedergelassen. Was aussieht wie eine Fliege, ist allerdings eine Goldwespe, wie Ramona Herfurth erklärt. Die Art nutzt als Parasit die Brutzellen bestimmter Wildbienen und legt dort ihre Eier hinein.

Kahle Stellen lassen

Mehr als 550 Wildbienenarten gibt es in Deutschland. Die meisten Arten leben – im Gegensatz zur Honigbiene – als Einsiedler. Sie unterscheiden sich gravierend voneinander, sowohl im Aussehen als auch im Verhalten. Die Steppenbiene, von der es nur noch wenige Vorkommen gibt, ist die kleinste Art in Deutschland und misst nur 4 Millimeter. Die Blaue Holzbiene, ebenfalls stark bedroht, wird bis zu 28 Millimeter lang. Rund 400 Arten bauen ihre Nester eigenständig, der Rest – auch Kuckucksbienen genannt – lebt parasitär. Das heißt, sie legen ihr Ei in bereits angelegte Brutröhren anderer Arten. Drei Viertel der Arten, wie zum Beispiel die Sandbienen oder Seidenbienen, nisteten im Boden, manche nur 5 Zentimeter tief, berichtet Ramona Herfurth. Sie hält im Garten daher mehr vom Jäten als vom Hacken und plädiert dafür, „auch lückig bewachsene oder kahle sandige Stellen im Garten“ zur Verfügung zu stellen. „Warum muss der Rasen denn immer ganz dicht sein, oder warum müssen alle Blumenbeete mit Rindenmulch bedeckt sein?“, fragt sie sich.
Wildbienen haben übrigens wegen ihrer meist kleinen Körpergröße nur einen sehr kurzen Stachel, der kaum durch menschliche Haut dringen kann. Die meisten Arten haben einen einjährigen Lebenszyklus. 32 Prozent der nestbauenden Wildbienenarten haben sich beim Pollensammeln für ihren Nachwuchs auf eine Pflanzenfamilie oder auch auf eine bestimmte Pflanzenart spezialisiert, wie beispielsweise Weidenarten, Glockenblumen, Laucharten oder Rainfarn, berichtet die Expertin.
Mit dem Rückgang bestimmter Pflanzen in unserer Kulturlandschaft sterben dann auch Wildbienenarten aus. Hinzu kommt die geringe Reproduktionsrate. Auf rund zehn Nachkommen bringt es eine erdnistende Solitärbiene in ihrem kurzen Leben, während zum Beispiel staatenbildende Hummeln in einem Jahr je nach Art um die 100, in einzelnen Fällen bis zu 800 Nachkommen produzieren.

Wichtige Bestäuber

Neben der Honigbiene tragen die wilden Verwandten ganz erheblich zur Bestäubungsarbeit bei. „Ohne sie sind die Ernten an Kirschen, Äpfeln und weiteren beliebten Obst- und Gemüsearten nicht so reichhaltig und die Früchte nicht so groß“, sagt Ramona Herfurth. Sie berichtet von Hummeln, die an Betreiber von Tomaten-Gewächshäusern verkauft werden: „Durch Vibration ihrer Flugmuskulatur können Hummeln effektiv den Pollen aus der Blüte schütteln und sie bestäuben.“ Ab März seien die ersten Wildbienenarten zu sehen, berichtet Ramona Herfurth. Ganz wichtig sei deshalb das durchgehend vorhandene Nahrungsangebot. Im Garten sollte also immer etwas blühen, das reichlich Nektar und Pollen enthält.
In der Biologischen Station sind aktuell Gundermann und Lungenkraut heiß begehrt. Die lila Blüten des Gundermanns haben unter den Himbeerpflanzen, deren Blüten demnächst sehr gefragt sein werden, einen dichten Blütenteppich gebildet. Auch die blühen bereits seit Anfang April für frühe Wildbienenarten. Bald kommen die Obstbäume auf den Streuobstwiesen dazu.

Wildbienenführer

Ramona Herfurth hat ihre Beobachtungen rund um die Station schriftlich festgehalten. Sie arbeitet nämlich gerade an einem „Wildbienenführer“, der zukünftigen Gäste der Station bei einer eigenständigen Entdeckungsreise auf dem Areal nützen soll. Die Landschaftsentwicklerin zählt einige faszinierende Arten auf, die sie bereits gesichtet hat. Die Maskenbiene, die im Gegensatz zu den meisten Wildbienenarten unbehaart ist. Sie ist schwarz, die Männchen haben weiße Flecken im Gesicht, die wie eine Maske wirken. An der Station hat die Expertin auch schon Blattschneiderbienen beobachtet, die ihre Nester mit Blätterstückchen auskleiden. Andere wie die Seidenbiene sondern ein Sekret ab, dass die Niströhre vor Nässe oder Austrocknung schützt. Auch die Kuckucksbiene wie verschiedene Wespenbienen ist in der Station anzutreffen. Sie nutzen als Parasit die Brutröhren ihrer Verwandten.
Was kann zugunsten der fleißigen Bestäuber im eigenen Garten getan werden? Neben dem breiten Angebot von Blühpflanzen durchgängig vom Frühjahr bis zum Winter müssten auch Nistmöglichkeiten vorhanden sein. Wer es nicht aushält, zum Beispiel abgestorbene Ruten und Halme stehen zu lassen, kann das natürliche Angebot durch selbst gebaute „Insektenhotels“ ersetzen. Die am Markt zu Hauf erhältlichen Modelle seien aber „leider vielfach völlig nutzlos“, meint Ramona Herfurth.
Gute Bauanleitungen gibt es auf den Seiten vieler Naturschutzeinrichtungen oder Bienenforscher. Falsch gebaute Nisthilfen werden im besten Fall nicht angenommen. Manchmal kommt die Brut durch eindringende Nässe um. An mancher Nisthilfe bedienen sich die Vögel und fressen Larven oder nutzen ungesicherte Halme zum Nestbau, berichtet Ramona Herfurth.

Weitere Informationen im Internet auf wildbienen.de oder wildbienen.info.

Bramscher Nachrichten, 02.12.2020

Musterprojekt Woltruper Wiesen V

Stadt Bersenbrück gewinnt Preis für naturnahes Bauen

Bersenbrück. Beim Baugebiet Woltruper Wiesen V will die Stadt Bersenbrück neue ökologische Wege gehen, auch über die Baugebietssatzung hinaus. In einem Bundeswettbewerb erhielt die Stadt dafür einen mit 25 000 Euro dotierten Preis.
Im Stadtrat gibt es seit Jahren immer wieder Diskussionen, die sich am Baugebiet Woltruper Wiesen entzünden. Es geht um einen allgemeinen Trend im Siedlungsbau mit negativen Folgen für die Umwelt: Weil Baugrund immer teurer wird, schrumpfen die Grundstücke. Kleine Parzellen werden kompakter zugebaut. Zweifel kommen auf, ob die Bebauung immer rechtens ist.
Und weil die Lebensgewohnheiten sich ändern, verdrängen pflegeleichte Kiesbeete das Grün, hässliche Sichtschutzzäune die Hecken. Das schadet der Artenvielfalt.

Ökologische Wende
Doch in einer Zeit der leer gefegten Landschaften, der Dürresommmer und der Fridays-for-Future-Proteste zeichnet sich eine Wende ab. Immer mehr Kommunen stellen Klimaschutzmanager ein. In der Samtgemeinde Bersenbrück trat Anfang September Tanja Kalmlage an, eines ihrer ersten Projekte ist eine Richtlinie für ökologische Bauleitplanung.
Die Stadt Bersenbrück trat auf Betreiben der Grünen dem Verein „Kommunen für Biologische Vielfalt“ bei und ging damit eine freiwillige Selbstverpflichtung ein.Sichtbar wird die Hinwendung zu Klimaschutz und Artenvielfalt als Ziel kommunaler Politik in einem spannenden Projekt. Stadtverwaltung und Biologische Station Haseniederung taten sich zusammen, berichtete Phil Wesselkämper am Donnertag im Bauausschuss. Das hinter der Reithalle geplante Baugebiet Woltruper Wiesen V mit etwa 30 bis 35 Bauplätzen soll ein „naturnahes Wohngebiet“ werden. Die Bausünden aus den früheren Stufen des Baugebietes sollen sich nicht wiederholen.
Deshalb lässt sich die Stadt von Ronald Sigmund-Stuckenberg und Susanne Schulze von der Biologischen Station beraten, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Es gehe nicht nur um die Baugebietssatzung, erklären dort Bürgermeister Christian Klütsch und sein Stellvertreter Johannes Koop. Vielmehr sollten Bauherren und Bewohner des neuen Viertels beteiligt werden an einem Bündel von Maßnahmen, die die Stadt plane.

Das betont auch Phil Wesselkämper von der Stadtverwaltung im Bauausschuss. Man müsse „die Kies- und Schotterbeete aus den Köpfen bekommen“, mit Beratung deutlich machen, dass nachhaltiges Bauen und Grün auf dem Grund nicht zwingend aufwendiger seien. Es gehe also nicht nur darum, ökologische Grundsätze „in der Bauleitplanung zu manifestieren“, sagt Weselkämper. Man müssen „den Bewohnern auch Angebote machen“.

Wer darf bauen?
Für den Vorstoß gibt es erste Anerkennung. Die Stadt beteiligte sich um Bundeswettbewerb „Naturstadt – Kommunen schaffen Vielfalt“, dessen Schirmherrin Umweltministerin Svenja Schulz ist. Und sie gewann als eine von 40 Kommunen den mit 25 000 Euro dotierten Preis.

Für die Grünen-Fraktion sah Josef Weissmann „einen gewissen Sinneswandel“ nach zuvor „zerstörerischer“ Baupolitik. Die Stadt folge jetzt „den Anregungen der Grünen“.

Bevor Woltruper Wiesen V zum ökologischen Musterländle wird, muss die Stadt aber noch ein kniffeliges Problem lösen. Für die 30 bis 35 Bauplätze stehen über 140 Interessenten auf der Liste. Sehr ausführlich und großenteils im üblichen gereizten Ton diskutierte der Ausschuss Vergaberichtlinien für die Baugrundstücke. Übrigens schon zum zweiten Mal.
Es geht um einen Kompromiss: Einheimische und junge Familien sollen bevorzugt werden, andere Bewerber aber auch eine Chance bekommen. Der Spekulation mit Immobiliengewinnen soll ein Riegel vorgeschoben werden. Um diese Ziele zu erreichen, soll jede Bewerbung nach einem Punktesystem bewertet werden.
Der Ausschuss einigte sich auf einen von zwei Textentwürfen, die die Verwaltung vorlegte. Die Mitglieder brachten aber so viele Änderungsvorschläge ein, dass die Verwaltung den Text nun aktualisieren soll. Über die endgültige Fassung der Vergaberichtlinie soll nun der Stadtrat in einer nächsten öffentlichen Sitzung am 8. Dezember entscheiden.

Martin Schmitz

Bramscher Nachrichten, 24.08.2020

UN-Auszeichnung für Biologische Station

Landrätin würdigt Arbeit am Alfsee

Rieste/Alfhausen Landrätin Anna Kebschull hat der Biologischen Station Haseniederung die Auszeichnung als „offizielles Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt“ überbracht. Verbunden mit dieser Auszeichnung sind eine Urkunde sowie ein Banner. Beides darf zwei Jahre lang für die Eigenwerbung eingesetzt werden.

Prämiert wurde das Projekt „Biologische Vielfalt im Osnabrücker Land bewahren – Wie geht das?“. Dieses zielt darauf ab, durch praktische Handlungsempfehlungen Bürger sowie Akteure aus Kommunalpolitik und Wirtschaft dazu zu motivieren, den Schritt vom Wissen zur tatsächlichen Verhaltensänderung zu gehen.

Dazu wurden zwei zentrale Themen gewählt, um die sich die Arbeit strukturierte: Der Bestands- und Artenrückgang bei Honig- und Wildbienen und deren Folgen für Mensch und Umwelt. Ferner der Anbau traditioneller, regionaler Obst- und Gemüsesorten und wie Verbraucherinnen und Verbraucher durch ihr Verhalten eine naturverträgliche Landwirtschaft fördern können. Zur praktischen Veranschaulichung wurde der Naturerlebnisgarten der Station in einen Schau- und Praxisgarten umgestaltet, mit den Elementen Trachtengarten, Nutzgarten und Streuobstwiese.

Nach einer Führung durch diesen Garten mit eingehenden Informationen durch die Projektmitarbeiter Ronald Siegmund-Stuckenberg und Susanne Schulze hob Anna Kebschull die „nationale Bedeutung dieser Auszeichnung für das hiesige Vorhaben“ hervor, von der der ganze Landkreis und speziell der Nordkreis profitiere. Diese Auszeichnung sei „keine Selbstverständlichkeit, sondern vor allem das Ergebnis einer langjährigen und erfolgreichen Vorarbeit“.

Es folgte ein intensiver Rückblick auf die Stationsgeschichte, deren Ursprung Anna Kebschull auf das Jahr 1986 mit der Gründung einer Arbeitsgruppe des Deutschen Bundes für Vogelschutz durch Anneliese Thesing-Forynski datierte. Hinsichtlich der Meilensteine der jüngeren und jüngsten Vergangenheit unterstrich Anna Kebschull die Partnerschaft mit dem Natur- und Unesco-Geopark Terra-Vita sowie die unlängst erfolgte Eröffnung des Natur- und Bildungszentrums auf dem Alfseedeich.

Besonders wichtig war für die Landrätin in ihrer Laudatio, „dass wir die Menschen im Landkreis mitnehmen bei der elementaren Aufgabe, ihren Lebensraum, ihr Wohnumfeld für sich selbst, aber gleichrangig auch für die Fauna, Flora und Artenvielfalt zu schützen“. Die Bürger sollen in die Lage versetzt werden, „eigene Handlungsmuster zu bewerten, Sachverhalte kritisch zu hinterfragen, eine eigene handlungsorientierte Haltung einzunehmen und sich gestaltend zu beteiligen. Dabei spielt unsere Jugend eine tragende Rolle, denn es geht um ihre Zukunft“, meinte Kebschull.

Im Trend
„Biologische Vielfalt im Osnabrücker Land bewahren – Wie geht das?“ zeige elementare Schritte auf, um die Bevölkerung mit auf den Weg zu einer gesünderen, attraktiveren und artenreicheren Heimat zu nehmen. „Die Biologische Station Haseniederung liegt mit ihren Angeboten sehr gut im Trend und bedient mehrheitlich nachgefragte Bedürfnisse. Bleiben Sie Trendsetter“ wünschte sich Anna Kebschull, die mit der Feststellung abschloss, dass jeder vor seiner eigenen Haustür etwas zu den zuvor geschilderten Naturschutzanliegen beitragen könne.

Bramscher Nachrichten, 05.08.2020

Kultursommer im Stationsgarten

Pop mit leisen Tönen

Alfhausen. In der Reihe „Querbeet – Kultursommer im Stationsgarten“ präsentierten Sängerin Simon Dye und Pianist Tobias Rotsch ihre Lieblingssongs aus Pop, Soul, Jazz, Funk und zwei eigene Stücke in der Biologischen Station Haseniederung.

„Musik ist meines Erachtens dafür da, Menschen mit ihren Gefühlen in Kontakt zu bringen,“ erzählt Simon Dye vor Konzertbeginn. Menschen in Kontakt zu bringen ist ebenfalls Anliegen der Biologischen Station. Und das gerne auch mit dem Stationsgarten und den pädagogischen Anliegen der Station in Umweltschutz und Artenvielfalt.

Und da die Musik hierfür ein geeignetes Medium ist, verband man in diesem Corona-Sommer eben die Natur mit der Musik. Fast 60 Zuhörer ließen es sich wieder im Garten gut gehen. Verpflegung zur Kaffeestunde durfte selbst mitgebracht werden. statt Eintritt zu zahlen entschied das Publikum selbst, was ihm das Konzert wert war.

Das Programm von Simon Dye und Tobias Rotsch war geprägt von überwiegend tiefsinnigen Titeln mit anspruchsvollen Textaussagen. Die Thematik Dankbarkeit oder der Wunsch, als bestmöglicher Freund für ein Gegenüber da zu sein, jedoch auch die von Sting bereits in den 1980er-Jahren vertonte Schande des Welthungers wurden von Simon Dye besungen.

Voller Emotionen

Zu laut spielten sie übrigens auch nicht. Das von der Sängerin in ihrem Vortrag bevorzugte Forte wurde vom Pianisten als Begleitmusiker durch professionelle Zurückhaltung auf ein Gesamtmaß ausgeglichen, das eine Unterhaltung an den Tischen jederzeit gewährleistete. Doch die Unterhaltung war an diesem Nachmittag nicht so intensiv wie sonst bei anderen Sommerkulturveranstaltungen. Offensichtlich hatte Simon Dye doch einige Emotionen mittels ihrer Lieder in das Publikum transportieren können, die es nahelegten, das Konzert nicht lediglich als angenehme Hintergrundmusik zum Kaffeegenuss aufzunehmen, sondern einmal intensiver zuzuhören.

Sängerin Simon Dye studierte zunächst Publizistik. Seit 1995 arbeitet sie als Live- und Studio-Sängerin, unterrichtet Gesang und gibt Workshops für Gesang sowie für Bühnen-Performance, auch für Chöre. Seit 2009 lehrt sie das Fach Vocal Performance als Dozentin an der Musikhochschule in Münster. 2017 eröffnete sie das „Kulturquartier Münster“, ein Zentrum für freischaffende Musiker, Musiklehrer und Künstler anderer Sparten.

Der Pianist und Keyboarder Tobias Rotsch studierte am Konservatorium Enschede sowie an der Musikhochschule Münster „Keyboards & Musicproduction“ sowie klassisches Klavier. Als Liedermacher „Wolfspelz“ ist Rotsch deutschlandweit mit eigenem Programm unterwegs.

Bramscher Nachrichten, 28.07.2020

Sommerabend-Atmosphäre am Alfsee

Musical-, Klezmer- und Filmmusik im Garten der Biologischen Station

Alfhausen Musical-, Klezmer- und Filmmusik erklang während der zweiten Ausgabe der Kultursommerkonzerte im Garten der Biologischen Station Haseniederung in Alfhausen/Rieste.

Der 14-jährige Klarinettist Konstantin Stutzky unterhielt mit einem rund anderthalbstündigen Programm die Gäste. Weinflaschen und Fingerfood standen auf den Tischen. Es war ein lauer Sommerabend in der lauschigen Idylle neben dem Alfsee-Hauptbecken.

Das Konzert stand wieder unter dem Motto „Querbeet – Kultursommer in der Biologischen Station Haseniederung“ und war eine Veranstaltung im Rahmen des Projektes „Biologische Vielfalt im Osnabrücker Land bewahren“.

„Ausreichend Lampenfieber habe ich schon“, gab Konstantin Stutzky vor dem Konzertbeginn zu. Vor Publikum gespielt hatte der Sohn zweier Profimusiker schon mehrmals, beispielsweise auf Weihnachtsfeiern und Schulkonzerten. Da dauerte der Auftritt jedoch lediglich etwa eine halbe Stunde.

Diesmal war das schon eine andere Nummer. Rund 25 Stücke hatte der junge Mann zu absolvieren, während das Publikum das tat, was bei einem Sommerkulturprogramm eben so ansteht: Zuhören, miteinander kommunizieren und ein selbst mitgebrachtes Abendessen genießen.

Es war überwiegend vollkommen ruhige Feierabendmusik, die Stutzky vortrug. Sanfte Titel aus diversen Musicals und Filmen. Ambitioniert und gefühlvoll interpretierte der junge Musiker seine Stücke.

Besonders, dass sich Stutzky für den Mittelabschnitt des Konzertes Klezmermusik ausgesucht hatte, ließ auch einigen Mut erkennen. Diese sentimentalen und sehnsuchtsvollen Stücke – mit ihrer Wehmut und dem ihnen innewohnenden Heimweh – sind für Jugendliche seines Alters sicherlich eine musikalische Herausforderung, doch auch sie meisterte er zum offenkundigen Gefallen des Publikums, das gerne jedes Stück mit entsprechendem Beifall bedachte.

Gemischtes Publikum

Gesichtet wurde an diesem Sommerabend Publikum aus Osnabrück, aus Belm, Bramsche, Engter, Rieste und natürlich aus Alfhausen. Der besondere Charme des Aufführungsortes bestand aus der ruhigen Lage in Alfsseenähe, Weiden-Umrandungen, einigen verborgenen Winkeln und neu angelegten, bienenfreundlich gestalteten Beeten. Hier konnte sich das Publikum an den aufgestellten Tischen niederlassen. Rund 40 Besucher hatten diesmal den Weg in die Biologische Station gefunden. Sehr zur Freude der Veranstalter übrigens, deren Erwartungen damit übertroffen wurden.

Es sei eine „entspannte Sommerabend-Atmosphäre geworden. Die Gäste können die Anlage genießen, und wir können wieder die Station etwas bekannter machen. Wir sehen hierdurch viele neue Gesichter, die bisher unseren Garten noch nie besucht haben“, beschrieb Ronald Siegmund-Stuckenberg im Namen der Veranstalter die Stimmung im Garten.

Wie gut der Abend ankam, formulierte Jürgen Bruning aus Engter. „Es ist eine tolle Geschichte. Die Musik passt zum Umfeld. Und dass man hier sein Essen und Trinken mitbringen kann, macht daraus eine rundum gelungene Geschichte. Es ist unser Wunsch, in der Zukunft so etwas auch an der Alten Feuerwehrwache zu veranstalten“, so Bruning.

Fortsetzung folgt

So waren alle zufrieden, und Konstantin Stutzky durfte nach dem Ende des Konzerts einen nicht schlecht gefüllten Spendenhut entgegennehmen. Die Queerbeet-Konzertreihe wird übrigens am 2. August mit zwei Profimusikern aus Münster fortgesetzt. Die Sängerin Simon Dye und der Pianist Tobias Rotsch werden dann ab 15 Uhr mit Popmusik und eigenen Titeln zu erleben sein. Infos hierzu sind im Internet unter www.biologische-vielfalt-os.de zu finden.

Bramscher Nachrichten, 04.07.2020

Vielerlei statt Einerlei

Nordkreis-Samtgemeinden zeichnen Garten von Marlies Stöve mit dem ersten Preis aus

Personen im Garten

Berge. Alles gemäht, beschnitten und vom Unkraut befreit? Gibt es nicht im Garten von Marlies Stöve in Berge. Hier darf fast alles wachsen. Selbst der Girsch muss nicht mit einer gärtnerischen Kampfansage rechnen. Dafür ist Marlies Stöve beim Gartenwettbewerb der vier Samtgemeinden im Nordkreis zum Thema „Biologische Vielfalt“ mit dem ersten Preis ausgezeichnet worden.

Wer beim Haus der Familie Stöve an der Bippener Straße vorfährt, sieht zunächst nur einen bunten Vorgarten, der von einer Buchsbaumhecke begrenzt und von einer Magnolie gekrönt wird. Hinter dem mehr als 100 Jahre alten Haus öffnet sich dann ein fast 3000 Quadratmeter großes Naturparadies mit Gartenhäuschen, an denen Sommerhimbeeren wachsen, mit Hochbeeten für Möhren, Bohnen oder Salat, versteckten Ecken und Wegen sowie einer Wiese unter einem mächtigen Kirschbaum, die den Namen verdient.

Einst, als die beiden Jungs von Marlies Stöve und Udo Broermann noch klein waren, diente sie als grob in Form gebrachter Bolzplatz. Heute ist sie eine blumige Spielwiese für alle Arten von Insekten – nur versehen mit einem gemähten Weg als Durchgang zu anderen Teilen des Gartens. Jedes Jahr säe sie einen Streifen neu aus und warte, was in den folgenden Jahren daraus werde, sagt Marlies Stöve. Menschen, die die Steinwüsten im Blog „Gärten des Grauens“ mit einem gewissen wohligen Entsetzen goutieren, wird hier das gärtnerische Herz aufgehen. Sie sehen mit zurückhaltender Hand kultivierte Natur. Marlies Stöve hat keinen Anspruch an geordnete Ödnis und hält nichts vom verbissenen Ausräumen von Pflanzen. Alles darf, nichts muss.

Der Vogel- und Insektenwelt gefällt das sichtlich, wie die Jury bei der Preisübergabe in Marlies Stöves Garten mit fachkundigem Blick feststellt. Hier an einer Blume gerochen, dort eine Kirsche gepflückt und natürlich auch einige Worte verloren.

Die ersten lässt der Bürgermeister der Samtgemeinde Fürstenau, Benno Trütken, fallen. Schließlich wohnt Marlies Stöve in seiner Kommune. Er freut sich über den Gewinn, spricht von gepflegter Naturnähe, vom „Das soll so“ und von der Entscheidungsfindung der Jury, die von 34 Bewerbern neun in die engere Wahl genommen hat, um schließlich pro Samtgemeinde einen Gewinner zu küren – und mit Marlies Stöve eben die Gesamtgewinnerin. Auch weist er darauf hin, dass die vier Samtgemeinden demnächst Blumenmischungen mit regionalem Saatgut allen interessierten Bürgern zur Verfügung stellen wolle.

Der Bürgermeister der Samtgemeinde Artland, Claus Peter Poppe, wiederum hebt das Teamwork der Jury hervor, die Zeit, die alle investiert hätten, um die richtigen Entscheidungen zu treffen, die Akribie, mit der die Bewertungsbögen ausgefüllt worden seien, und dass er am Ende selbst viel über Gärten und biologische Vielfalt gelernt habe.

Auch Marlies Stöve hat etwas zu sagen. Zum Beispiel den Satz: „An meiner Art zu gärtnern wird sich nichts ändern.“ Er ist auch ein wenig an alle gerichtet, die den Garten möglicherweise etwas unordentlich finden.

Und wie geht es nun weiter? Für Marlies Stöve gibt es neben einer Urkunde einen Einkaufsgutschein über 100 Euro, die Teilnahme für je zwei Personen an einem Gartenworkshop im Museumsgarten am Schölerberg in Osnabrück, einschließlich der Anreise mit Bus und Bahn. Außerdem wird der bekannte Biologe Rolf Witt aus Friedrichsfehn bei Oldenburg eine fachkundliche Artenbestimmung in ihrem Garten durchführen. Dann weiß Marlies Stöve amtlich, wer und was alles in ihrem Garten zu Hause ist – jenem Refugium, in dem auch der Girsch seinen Platz findet.

Jürgen Ackmann

Bramscher Nachrichten, 16.05.2020

Biologische Vielfalt fördern

Experten aus dem Raum Bramsche beraten: Projekte und Ansprechpartner

Bild Streuobstwiese und Infokasten zu Ansprechpartner in der Region

Bramsche. Die biologische Vielfalt fördern – das wollen viele. Aber ein Wespennest auf der Terrasse kann die Nerven schon mal ganz schön strapazieren. Und wie wird eine Streuobstwiese sinnvoll angelegt? Wer bei verschiedenen Themen rund um die Natur Hilfe benötigt, findet in Bramsche und Umgebung diverse Ansprechpartner.

Professionell aufgestellt und seit Jahrzehnten aktiv ist die Biologische Station Haseniederung an der Alfseestraße 291 in Alfhausen. Aus einer 1986 in Rieste gegründeten Nabu-Ortsgruppe entstand zehn Jahre später ein Verein, der 2003 an den Alfsee zog. Rund um ein altes Backhaus, das als Treffpunkt und Seminarraum dient, befindet sich ein rund 4000 Quadratmeter großes Gelände mit Teich, Naturgarten und Streuobstwiese. Der Leiter der Station, Jürgen Christiansen, ist auch Geschäftsführer des neuen Naturschutz- und Bildungszentrums Alfsee (NBZ).

Ein zweijähriges Projekt „Biologische Vielfalt“ wird von Ronald Siegmund-Stuckenberg geleitet. Die biologische Vielfalt soll Erwachsenen und Kindern bewusst gemacht werden, um sie zu bewahren, zu schützen und zu fördern. Der Riester Siegmund Stuckenberg gehört übrigens auch zum Stab der offiziellen „Wespenberater“ des Landkreises Osnabrück. Bei Problemen mit Hornissen, Hummeln und Wespen helfen in gleicher Funktion ebenfalls für den Bereich der Stadt Bramsche Silke Bicker, für die Ortsteile Achmer und Pente Ursula Brüssermann und für Rieste Angelika Klatka.

Vielfältig aktiv ist in Bramsche der „Runde Tisch Natur“, zu dem die Initiativen „Vielfalt ist Mehrwert“, EssBar“, „Natur AG Sögeln“ und „Natur AG Bramsche“ gehören. Ansprechpartnerin ist Gartenbauexpertin Karin Müller, die sich freut, in der Runde auf viele verschiedene Fachleute zurückgreifen zu können wie zum Beispiel Carsten Fuchs als Experten für Vogelschutz, Imkerin Petra Ludewig oder Landschaftsarchitektin Susanne Schulze. Doch man muss kein Experte sein, um mitzumachen, betont Karin Müller. Jeder, der Freude an der Natur hat, sei willkommen.

Christiane Rehkamp von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, Bezirksstelle Osnabrück, berät in erster Linie landwirtschaftliche Betriebe und erstellt Konzepte für die Umgestaltung von Höfen und Bauerngärten, für komplett neue Gärten beim Neubau von Altenteilhäusern oder für neuen Schwung unter Nutzung alter Pflanzstrukturen. Dabei legt sie viel Wert auf eine naturnahe Gestaltung und regionale Pflanzen und rät, „auf gar keinen Fall Schottergärten“ zu planen. Wer vielen Tieren die Möglichkeit gebe zusammenzuleben, der „fördert einen gesunden Garten“, sagt die Ökotrophologin. Die Vorträge und Seminare zu verschiedensten Themen wie „Baumschnitt“ oder „Hochbeet“ stehen nicht nur Landwirten offen. Beim Angebot der Landwirtschaftskammer gibt es eine große Bandbreite.

Zur Landwirtschaftskammer gehören auch die Forstämter mit ihren Revierförstereien. Hier gibt es Ratschläge bei Problemen mit Baumbeständen oder Informationen über Fördermöglichkeiten zum Beispiel bei der Wiederaufforstung von Wäldern, die dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen sind. Die Naturschutzstiftung und der Fachdienst Umwelt beim Landkreis Osnabrück bieten Hotlines an, um Bürger zu beraten.

In Neuenkirchen-Vörden hat sich im vergangenen Jahr eine neue Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu, mit mehr als 77 000 Mitgliedern bundesweit) gegründet. Vorsitzende ist Brigitta Sprünken. Zu den ersten Aktionen gehörte das Aufhängen von zahlreichen Nistkästen für diverse Vogelarten unter anderem im Wäldchen am Habichtshorst.

Rat und Unterstützung bieten natürlich auch die Gartenbaubetriebe und Baumschulen an. Immer mehr Firmen haben sich die naturnahe Gestaltung auf die Fahne geschrieben und können hier mit Expertentipps helfen.

Ilona Ebenthal

Bramscher Nachrichten, 22.04.2020

Unbeliebt, aber wertvoll

Susanne Schulze über Disteln, Giersch und Co.

oben ein Bild mit Disteln, unten eine lächelnde Frau mit hellen, grauen Haaren

Bramsche/Alfhausen Brennnesseln, Giersch, Disteln und Löwenzahn: Susanne Schulze, Landschaftsarchitektin und Mitarbeiterin bei der Biologischen Station Haseniederung für das Projekt „Biologische Vielfalt im Osnabrücker Land“, sprach mit unserer Redaktion über diese ungeliebten, verschmähten, doch oft auch unterschätzten Pflanzenarten.

Frau Schulze, Giersch wird man schwer ohne Spritzmittel wieder los, Löwenzahn breitet sich ebenfalls rasant aus und versaut den Rasen; Brennnesseln will eigentlich auch niemand zwischen seinem Gemüse stehen haben. Warum also sollte man die Giftspritze sowie den Unkrautjäter unbenutzt lassen? Gleich vorweg kann ich Sie beruhigen. Auch wir pflanzen diese Wildkräuter nicht absichtlich an und schätzen sie auch nicht überall in unseren Beeten. Ferner raten wir Besitzern von kleinen Siedlungsgärten nicht, sich ihrer Ausbreitung kampflos zu ergeben. Aber wir tolerieren die sogenannten Beikräuter, kennen ihre Qualitäten und geben ihnen Raum da, wo es möglich ist.

„Biologische Vielfalt“ ist hier natürlich das Stichwort, das uns einen Perspektivwechsel erleichtern kann. Leider ist der aufgeräumte Garten, der überwiegend auf exotische Zierde setzt, bei uns immer noch überwiegender Standard. Zum Nachteil unserer heimischen Pflanzenwelt und der daran angepassten Tierwelt auf der nächsten Stufe der Nahrungskette. Ein bisschen mehr Experimentierfreude und Neugierde an dem, was sich natürlicherweise dynamisch entwickelt, sowie etwas weniger Ordnungsliebe und Sauberkeitszwang würden der Biodiversität dienen und uns beim Thema Entspannung und Genuss mehr in den grünen Bereich bringen.

Auch ist das Naturerlebnis an sich eine wichtige Erfahrung – speziell für unsere Kinder beim Kennenlernen der Welt. So ist es für sie ein Spaß, aus Löwenzahn und Gänseblümchen Kränze zu flechten oder die kleinen Fallschirme der Pusteblumen segeln zu lassen. Wer also Natur will, und das ist doch eigentlich ein Anliegen der Grünflächen ums Haus herum, sollte die ganze Vielfalt tolerieren und offen sein für die nützlichen Seiten auch unbeliebter Beetbewohner.

Nutzen von Giersch, inwiefern? Gerade Giersch leistet als Heilkraut, Salatbeigabe, Spinatersatz oder ganz modern als „Green Smoothie“ sehr gute Dienste. Umsonst, absolut regional und vollkommen in Bio wirkt Giersch gegen die Übersäuerung des Körpers und die daraus resultierenden Krankheiten wie Gicht, Rheuma, Gelenkschmerzen und andere Beschwerden.

Giersch ist zudem essbar, gesund und kann es aufgrund seiner Inhaltsstoffe mit dem Zuchtgemüse durchaus aufnehmen. Wie andere Wildkräuter enthält Giersch eine Vielzahl von Vitaminen und Mineralien. Seine Blätter, ebenso die Blüten und Früchte können bedenkenlos gegessen werden. Nur die Wurzeln sollten aus der Küche fernbleiben, da sie giftige Wirkstoffe enthalten.

In der Tierwelt wird Giersch geschätzt. Der Dukatenfalter liebt ihn gleichermaßen wie der kleine Eisvogel, dem er als Nektarquelle dient. Auch als Bienenweide sind die Blüten des Gierschs geeignet. Wenn Giersch also im Garten auftaucht, sollte man den Faltern und Bienen nicht alles wegfuttern, selbst wenn es schwerfällt.

Brennnesseln als Suppe oder als Füllung für Teigtaschen sind sicherlich bekannter. Wozu eignet sich diese Pflanze noch? Wieder sind es Schmetterlingsraupen, die von der Brennnessel profitieren. So ernähren sich die Raupen des Tagpfauenauges und des Admirals ausschließlich von Brennnesselblättern und verwandeln sich nur dann in einen Falter, wenn sie genug davon zu fressen finden. Wer also ab und zu schöne Schmetterlinge vom Liegestuhl aus beobachten möchte, sollte in jedem etwas größeren Garten nach einem Platz für die Brennnessel suchen, zum Beispiel beim Komposthaufen.

Aber man kann auch biologischen Pflanzenschutz mit der Brennnessel betreiben. Mit Brennnessel-Jauche können Sie die Widerstandskraft aller Gartenpflanzen stärken. Für die Jauche benötigt man zehn Liter Wasser sowie etwa ein Kilogramm frische Brennnesseln. In zehnfacher Verdünnung wird die Brennnessel-Jauche im Wurzelbereich ausgebracht. Wenn die Pflanzen selbst damit besprüht werden sollen, muss die Jauche allerdings vierzig- bis fünfzigfach verdünnt werden. Noch gärende, etwa vier Tage alte Brennnessel-Jauche wirkt gegen Blattläuse und Spinnmilben, muss allerdings wiederholt angewendet werden.

Von Disteln im Hausgarten kann man sich aber doch sicherlich trennen. Wir von der Biologischen Station sehen das ein wenig anders und versuchen, diese Ansicht im Rahmen unseres Projektes „Biologische Vielfalt im Osnabrücker Land“ breiter zu kommunizieren. Die verschiedenen heimischen Distelarten sind überaus wertvoll für viele Wildbienen oder für Vögel wie den Distelfinken, der sich von den Früchten ernährt. Darüber hinaus gibt es wirklich attraktive Arten, im Übrigen auch gärtnerisch gezüchtete, die als imposante Pioniere auf armen Standorten oder im trockenen Staudenbeet aufgrund ihrer charakteristischen Wuchsformen und Blüten bei der Gartengestaltung durchaus reizvolle Akzente setzen. Begonnen mit den heimischen Vertretern wie „Gewöhnlicher Kratzdistel“ und „Wilder Karde“, die im Übrigen gerade in der Tuchmacherstadt Bramsche eine lange Tradition beim „Karden“, dem ersten Kämmen der Wolle hatte, über eingebürgerte Arten wie die „Kugel-“ oder der „Eselsdistel“ bis hin zur „Mariendistel“ oder der Artischocke bieten die Disteln ein breites Spektrum an Blüten und Formen und erweisen sich als echte Hingucker im Staudenbeet.

Er sticht im Frühling allerorten ins Auge, der Löwenzahn mit seinen knallgelben Blüten. Warum sollte ihn der Hobbygärtner in seinem Rasen belassen? Nun, so weit will ich nicht gehen. Glücklicherweise überlebt der Löwenzahn aufgrund seiner genialen Verbreitungsmöglichkeit über die Flugschirme seiner verblühten Blüten und seine Anpassungsfähigkeit an unsere landwirtschaftlichen Flächen auf fetten Weiden oder nährstoffreichen Ackerrändern auch ohne unsere Schonung im Hausgarten. Doch muss man ihn ja nicht nach dem Ausstechen gleich in den Grünabfall verfrachten.

Kaninchenhaltern muss man nichts von dieser Delikatesse erzählen. Aber auch auf der menschlichen Speisekarte hat der Löwenzahn einen Platz verdient. Die jungen Blätter eigenen sich als pikante Beigabe für Salate und fügen ein paar gesundheitsfördernde Bitterstoffe hinzu. Mit den essbaren Blüten lassen sich Salate, Suppen oder Schnittchenplatten verzieren.

Oder probieren Sie doch einmal den Löwenzahn als Gemüse oder als Grundlage für selbst gemachtes Pesto aus. Von April bis Oktober hält der Tisch der Natur diese Pflanze bereit. Und Einfrieren lässt sich der Löwenzahn außerdem.

Holger Schulze

Bramscher Nachrichten, 22.04.2020

Stauden und Samen am Alfsee

Online-Börse der Biologischen Station gut angenommen

Alfhausen. Nicht nur Wissen, sondern auch Stauden und Sämereien weiterzugeben, das haben sich die Mitarbeiter der Biologischen Station Haseniederung am Alfsee zur Aufgabe gemacht. In der vergangenen Woche fand als Ersatz für den ursprünglich geplanten Pflanzenmarkt eine Online-Börse statt.

Mitarbeiter Ronald Siegmund-Stuckenberg zog jetzt eine positive Bilanz. Die Nachfrage nach Terminen über E-Mail und Messengerdienst war gut. 27 Besucher haben sich an vier Tagen mit Stauden und Sämereien eingedeckt, berichtet er. Mit den Einnahmen aus der aufgestellten Spendendose glaubt er, zumindest die Auslagen, zum Beispiel das Papier für die Samentüten, decken zu können. Allerdings sei der Arbeitsaufwand immens, erklärte er, für die Terminabstimmung sei reichlich E-Mail-Verkehr erforderlich gewesen.

Ein paar Gartenfreunde brachten auch Tauschware mit. Eine davon war Michaela Kolhosser. Die Riesterin hat einen größeren naturnahen Garten. In einer Holzkiste lieferte sie als Tauschware Frauenmantel, Storchschnabel und Zitronenmelisse und suchte sich dafür Fingerhut, Lungenkraut und weitere Stauden aus dem reichhaltigen Angebot der Biologischen Station. Michaela Kolhosser war „lange nicht mehr hier gewesen“ und staunte über das so viel größer gewordene Areal, das sie „wunderschön“ und „toll“ fand.

Unter dem neu gebauten Holzunterstand warteten die Stauden wie Schöllkraut, Wermut oder die Großblütige Braunelle auf Abnehmer. Bereits im Herbst ernteten die Mitarbeiter zahlreiche Samen, die sorgfältig in kleine beschriftete Papiertüten gesteckt wurden. Weitere Sämereien bekam die Station vom Schürhof in Neuenkirchen-Vörden. Dieser solidarisch-ökologische Landwirtschaftsbetrieb spendete die übrig gebliebenen Samentüten des Vorjahres. Pastinaken, Rote Bete und Co. sollen im Gemüsegarten der Station ausgesät werden. Auf Wunsch verpackte Mitarbeiterin Ramona Herfurth auch einige Samen davon zur Mitnahme für die Besucher. Beratung und Tipps lieferte sie ebenfalls, während ihre Kollegin Susanne Schulze in weiter Entfernung Stauden in Töpfe pflanzte.

Beraten ließ sich auch Ulrike Ross. Sie nahm Fingerhut und gelbe Resede mit, aber auch Samen vom Hokkaido-Kürbis für den Gemüsegarten. Sie möchte eine Wiese am Haus mit heimischen Pflanzen bereichern. Michaela Kolhosser will eine freie Ecke vor dem benachbarten Maisacker in ein Bienenparadies verwandeln und freute sich, „etwas Schönes ergattert“ zu haben.

 

Bersenbrücker Kreisblatt, 25.03.2020

Saatgut, Monsanto und die Artenvielfalt

Filmreihe und Projekt der Biologischen Station Haseniederung / Nächste Aktion: Pflanzenbörse

Bersenbrück/ Alfhausen Welche Rolle spielt Saatgut für regionale Ökosysteme und ihre Artenvielfalt? Die Biologische Station Haseniederung vom Alfsee zeigte in Bersenbrück einen Dokumentarfilm dazu.

Im Projekt „Biologische Vielfalt im Osnabrücker Land bewahren – wie geht das?“ zeigt die Biologische Station eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Osnabrücker Land in der Von-Ravensberg-Schule Bersenbrück. Der letzte Film der Reihe folgt am 16. April.

Weit über 300 000 verschiedene Pflanzenarten gibt es auf der Welt, 30 000 davon sind essbar. Doch nur etwa zehn verschiedene Nutzpflanzen gehören zum üblichen Speiseplan des Menschen. So heißt es in dem amerikanischen Dokumentationsfilm „Unser Saatgut – Wir ernten, was wir säen“ (Original Titel „Seed: The Untold Stoy“).

„Der Film weist zunächst uns alle darauf hin, uns mit den Pflanzen, die wir in unserem Leben nutzen, zu beschäftigen: Woher stammen sie? Unter welchen Bedingungen wurden sie angebaut?“, sagt die Projektbetreuerin Ramona Herfurth.

Bei den Hopi, einem Indianerstamm im US-Bundesstaat Arizona, ist der Maisanbau mehr als Tradition. Leigh Kuwanwisiwma baut wie seine Vorfahren im trockenen Gebiet Mais an. „Jedes Maiskorn birgt Leben in sich“, sagt er.

Saatgut ist die Quelle des Lebens, und genetische Diversität erhalte auch uns am Leben, lautet die Botschaft des Films. Die Artenvielfalt ist gefährdet. Der Verlust an Sorten in den letzten 100 Jahren liege bei vielen Gemüsearten über 90 Prozent.

Saatgutbanken bewahren die Vielfalt der Arten, sind gewissermaßen die Archen der Nutzpflanzen. Äußere Einflüsse gefährden sie, zeigt die jüngste Geschichte. Im Irakkrieg etwa wurde eine Saatgutbank zerstört, und auf den Philippinen hat 2006 ein Taifun eine überflutet. Einen globalen Speicherungsort für die Samen der ganzen Welt gibt es seit einigen Jahren im arktischen Permafrost in Norwegen.

 

Das eigentliche Problem sei weit größer: Ein Großteil des in der Landwirtschaftverwendeten Saatguts ist patentiertes Eigentum großer Biotech-Konzerne. Mit Monokulturen beherrschen Unternehmen wie Syngenta und Bayer/Monsanto den Weltmarkt. Das hat Folgen zum Beispiel für die Bewohner Hawaiis. Die Konzerne betreiben auf der Insel Testfelder für gentechnisch verändertes Saatgut, Pflanzenschutzmittel und Pestizide. Die Gifte machen sie krank, klagen die Hawaiianer. Die Konzerne schweigen dazu.

In Indien habe der Anbau patentierter, genveränderter Sorten Landwirtschaft und Landwirten erheblich geschadet. Der Film lässt die Physikerin und Umweltaktivistin Vandana Shiva zu Wort kommen: „Wir müssen die Vielfalt und die Freiheit des Lebens schützen.“

„Wirklich sehr erschreckend, wenn man das sieht“, äußert sich eine Zuschauerin in der Gesprächsrunde im Anschluss an den Film. Vieles über die Methoden von Konzernen wie Monsanto sei bekannt, doch über die Auswirkungen auf Mensch und Umwelt werde zu wenig gesprochen, heißt es aus dem Publikum.

Ramona Herfurth und Susann Schulze von der Biologischen Station möchten die Menschen regional vernetzen, die etwas für den Erhalt der biologischen Vielfalt tun wollen. An der Biologischen Station in Alfhausen gibt es hierzu regelmäßig Treffen und Workshops. Außerdem findet dort am Samstag, 28. März eine Pflanzen- und Saatgutbörse statt, wo Saatgut getauscht oder erworben werden kann. Als letzter Film der Reihe wird am Donnerstag, 16. April, „Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen“ gezeigt. Beginn um 19 Uhr in der Von-Ravensberg-Schule.

Miriam Heidemann